Freitag, 11. November 2011

Theaterrezension: "Was ihr wollt"

Komödie von William Shakespeare

Inszenierung: Stefan Otteni
Bühne: Peter Scior
Kostüme: Sonja Albartus
Musik: Bettina Ostermeier
Dramaturgie: Maren Zimmermann

Tagesaktuelle Besetzung:
Elke Wollmann (Orsina), Felix Axel Preißler (Cesario), Philipp Niedersen (Sebastian), Jochen Kuhl (Antonio), Tanja Kübler (Olivia), Julia Bartolome (Maria), Frank Damerius (Feste), Thomas Nunner (Malvolio), Stefan Willi Wang (Sir Toby), Stefan Lorch (Sir Andrew), Bettina Ostermeier/Birgit Förstner (Musikerin), Statisterie Staatstheater Nürnberg (Illyrische Bären)


Zum Inhalt:
„Unter allen Küsten, an denen man stranden kann, hat die von Illyrien nicht das gesündeste Klima – kein Wunder: In Shakespeares Kosmos liegt dieser Landstrich zwischen dem von Miasmen verseuchten Helsingör Hamlets und dem Troja von Troilus und Cressida, wo Krieg tobt und die Liebenden treulos sind.“ Zu dieser Einschätzung kommt der renommierte Shakespeare-Forscher Harold Bloom. Und in der Tat trifft in dieser späten Shakespeare–Komödie ein riesiger Reigen intensiv Liebender nie auf Gegenliebe weil der oder die Angebetete sich anderweitig unsterblich verliebt hat.

Orsina liebt Olivia, die aber will sieben Jahre um ihren toten Bruder trauern. Auch Malvolio liebt Olivia und träumt, eines Tages nicht mehr ihr Angestellter sondern ihr Mann zu sein. Maria wiederum hat einen solchen Hass auf Malvolio, dass sie beschließt, ihm einen Denkzettel zu verpassen und wird dabei sofort unterstützt von den zwei Profitrinkern Toby und Andrew. Denn Andrew will auch Olivia zur Frau und Toby ist in Maria verliebt. Das ganze wird von Feste beobachtet, der Orsina nur heimlich liebt, denn sie – wir erinnern uns – liebt ja Olivia.

Mitten in diesem Treiben strandet ein seltsam androgynes Wesen, Überlebender eines Schiffsunglücks. Cesario, den Malvolio als einen „Keimling“, ein „Zwischending“ bezeichnet, fühlt sich sofort von Orsina angezogen, wird von ihr aber als Bote ihrer Liebe zu Olivia eingesetzt. Und Olivia vergisst beim ersten Anblick Cesarios ihre selbstauferlegte Trauerzeit und verfällt dem Boten der Liebesschwüre Orsinas sofort...

In der elisabethanischen Aufführungspraxis gab es ausschließlich männliche Spieler. Als diese Konvention aufbrach, beschwerten sich die Zuschauer darüber, dass Frauen niemals so gut eine Frau auf der Bühne darstellen könnten wie Männer. Inzwischen spielen Frauen genauso selbstverständlich Männer wie Männer Frauen spielen. Alle Rollen- und Geschlechtervorstellungen sind längst durcheinander gewirbelt, wir können Partner und sexuelle Orientierung nach Belieben wählen, doch vielleicht wussten wir noch nie weniger als heute, was das eigentlich ist: männlich und weiblich. Und schon Shakespeare scheint es schwer gefallen zu sein, seine Liebes-Konstellationen zu einem tief gefühlten Happy-end zu führen. Aber warum hat er „Was ihr wollt“ dann eine Komödie genannt? Nun sagen wir so: Je mehr man in unerfüllte Liebe selbst verstrickt ist, umso tragischer ist es, je größer der eigene Abstand zum Treiben ist, umso größer ist die Chance, sich zu amüsieren…. (Quelle)


Eigene Bewertung:
Mein Freund und ich hatten mal wieder ein bisschen Lust auf Kultur und haben deshalb "Was ihr wollt" besucht. Ich muss gestehen, ich war am Anfang schon skeptisch... Shakespeare ist ja nun auch schon ein paar Jährchen Tod und die Beschreibung über die durcheinandergeratenen Geschlechter und sexuellen Orientierungen haben mich zunächst auch erst mal irritiert. ABER es war wirklich grandios. Das Bühnenbild war traumhaft - ein bunter Zauberwald, mit echter Wasserstelle. Die Kostüme waren originell. Einer meiner Lieblingsdarsteller hatte eine Hauptrolle und spielte diese urkomisch und auch vom Inhalt her war ich überrascht. Die Geschichte wurde toll adaptiert und modern umgesetzt, die Dialoge waren extrem witzig, sogar einige Musical-Elemente waren vertreten. Alles in allem ein bunter Reigen an tragikomisch inszeniertem Liebeswirrwarr und superschönem Ende. Lohnt sich wirklich! :)


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