Montag, 20. Juni 2011

Buchrezension: Das Landei

Das Landei (Florian Beckerhoff)

Autor:
Florian Beckerhoff, geboren 1976 in Zürich, aufgewachsen in Bonn, lebt in Berlin. Nach seiner Promotion über literarische Schwerverbrecher arbeitete er in Kleinverlagen und Werbeagenturen und veröffentlichte einige Scachbücher und Anthologien. Sein Debütroman Frau Ella war ein großer Erfolg bei Kritik und Lesern.

Inhalt:
Als Robert von seiner Freundin Marietta verlassen wird, beginnt er an sich und seinem Leben zu zweifeln. Eigentlich hat er alles was man sich wünscht (mal abgesehen von der Frau): er ist erfolgreich in der Werbebranche und hat sogar sein eigenes kleines Unternehmen, er hat eine super Wohnung in der Stadt, über Geld muss er sich keine Gedanken machen und sein Alter sieht ihm auch keiner an. Andererseits gab es auch Zeiten in Roberts Leben, da hieß er noch Robbie, wohnte im tiefsten Kaff, war ein Spargeltarzan und brachte es gerade mal zu Auftritten in verranzten Schuppen mit seiner Gitarre. Wo liegt also heute das Problem? In seiner nichtverarbeiteten Jugendzeit. Auf der Flucht vor der Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit, erlebt er so einiges. Er gerät in peinliche Situationen, wird ausgeraubt, hat One-Night-Stands, nimmt Drogen und trinkt definitiv immer wieder einfach zu viel. Auf dieser Odyssee kommt er an alte Jugendlieben, Schulkameraden und entdeckt die Volksmusik neu, und landet schließlich dann bei einer für ihn ganz besonderen Frau. Leider vergeigt er auch das wieder und kann alles erst wieder in Ordnung bringen, als er sich seiner Vergangenheit stellt und zu seinen Eltern zurück aufs Land fährt.

Bewertung:
Bereits beim Reinlesen in das Buch war ich ein bisschen skeptisch und fand die Geschichte noch nicht sehr spannend. Jetzt, da ich das ganze Buch gelesen habe, hat sich das für mich bestätigt. Die Geschichte fängt zwar sogar noch verhältnismäßig gut an, die Sinn- und Seinskrise von Robert ist auch eigentlich recht witzig. Stellenweise zieht sich das Buch dann aber wirklich hin und gegen Schluss wurde es immer unrealisitischer. Da findet er eine Frau, die so überhaupt nicht in sein Beuteschema passt, dann vermasselt er es. Nach einem Drogentripp kommt er zur Vernunft, erfährt nun aber, dass die Angebetete lesbisch ist. Dann fährt er zu seinen Eltern nach Hause, verkrümelt sich dort aber schnell wieder und hat einen Autounfall, nach stundemlangen durch den Wald stapfen steht er PLÖTZLICH vor dem Haus dieser Frau und trifft auf deren Pseudo-Geliebte und schleppt mit ihr sein Auto ab und DANN stellt sich heraus, dass die zwei Frauen doch gar nicht lesbisch sind und tadaa Happyend. Vielleicht muss man auch einfach ein Mann sein um die komplizierten psychischen Vorgänge in Robert erfassen zu können und diese Geschichte so richtig gut zu finden? Mein Fazit ist jedenfalls, man kanns mal lesen, als leichte Lektüre zwischendrin, aber man muss es defintiv nicht.

(Erschienen bei List, 252 Seiten, 14,99 €)

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